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Interview zum Thema Schulreife

Interview mit Sylvi @momsfavoritesandmore zum Thema Vorschule und Schulreife

Sylvi ist Mutter zweier Mädchen, hat zunächst Lehramt für Gymnasien studiert und befindet sich mittlerweile kurz vor dem Abschluss zur Kindheitspädagogin. Auf ihrem Blog nimmt sie uns mit in ihren Alltag, schreibt über Pädagogik und Medienkompetenz und empfiehlt guten Lesestoff für Kids.

Aufgrund ihrer Erfahrungen, vor allem in ihrer praktischen Arbeit in der Kindertagesstätte, habe ich Sylvi gefragt, ob sie uns ein paar Fragen von euch beantworten kann. 

Liebe Sylvi, viele Eltern der diesjährigen Vorschulkinder sind verunsichert, weil das Vorschulprogramm coronabedingt nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden kann. Selbst die Schuluntersuchungen, die den Kindern die Schulreife bescheinigen soll,  sind in einigen Bundesländern ganz ausgefallen. Ich hatte in der Instagram-Story die Eltern der 2021er Schulkinder gefragt, welche Sorgen sie diesbezüglich haben. Dabei haben sich drei Fragen rund um die Schulreife herauskristallisiert, die ich gerne an dich, als Expertin, weiterleiten würde.

Fangen wir mal gleich mit der Schuluntersuchung an. 

Wenn in manchen Gemeinden coronabedingt auf Schuluntersuchungen verzichtet wird, wie kann ich selbst feststellen, ob mein Kind die Schulreife erlangt hat? Welche Fähigkeiten muss mein Kind vorweisen, damit es “schulreif” ist?

S: „Am wichtigsten erachte ich in diesem Punkt die Sozialkompetenzen. Hat das Kind Freunde, kann es teilen und kleine Konflikte aushalten. Ist es in der Lage bzw. traut es sich auf Fragen von Erwachsenen oder anderen Kindern zu antworten und kann es sich in eine Gruppe einfügen.

Darüber hinaus sollte man darauf achten, dass Kinder kleine Wege und Probleme selbständig lösen können. So ein Schulhaus ist groß, das bedeutet der Weg zur Toilette sollte kein Problem darstellen, auch dann nicht, wenn diese vielleicht eine Etage tiefer ist.

Das Kind sollte auf seine persönlichen Dinge schon recht gut achten können und sich selbständig, inklusive und Schuhe, alleine an- und ausziehen können. In aller Regel sind die Selbständigkeitserziehung und die Entwicklung einer gewissen Eigenverantwortung wichtige Themen im Kindergarten. 

Außerdem ist es schön, wenn Kinder bereits eine Interesse für Zahlen und Buchstaben mitbringen und, im besten Fall, im Zahlenraum bis zehn bereits über ein Mengenverständnis verfügen. Kann ein Kind schon seinen Namen oder Spitznamen schreiben, ist das super. Das hilft in der Schule, um erste Arbeitsblätter zu beschriften. Kinder sollten den Dreipunktgriff beherrschen, die Schere richtig halten und einfache Figuren ausschneiden können. Es ist übrigens gar nicht schlimm, wenn Kinder Zahlen und Buchstaben in Spiegelschrift schreiben –  das kommt häufig vor und im Verlauf der 1. Klasse erledigt sich das meist völlig von selbst.“

Wie kann ich mein Kind fördern, wenn die Vorschule nur eingeschränkt oder gar nicht stattfindet, um es auf die Einschulung vorzubereiten?

S: „Ich stelle immer wieder fest, dass Eltern ihren Kindern sehr viel abnehmen, ihnen beim Anziehen helfen, das Brot schmieren oder bei Konflikten zwischen zwei Kindern gleich die Rolle des Mediators übernehmen.

Versucht eure Kinder so viel wie möglich selbständig machen zu lassen, auch wenn es nicht gleich perfekt ist. Beobachtet Konflikte, aber lasst den Kindern die Möglichkeit diese selbständig zu lösen. Sollte dies dennoch nicht funktionieren, kann man immer noch Hilfestellung geben. Kinder müssen nicht bis 100 zählen können. Das zeigt höchstens, dass das Kind eine gute Merkfähigkeit hat, sagt aber nichts über sein Zahlen- und Mengenverständnis aus.

Stattdessen versucht das Kind dabei zu unterstützen ein Gefühl für kleine Mengen zu bekommen. Lasst es es den Tisch für euch als Familie decken, fragt danach, wie viele Milchkartons noch da sind und ob neue gekauft werden müssen. Beantwortet die Fragen eurer Kinder, aber greift inhaltlich nicht zu viel vor. Hat euer Kind ein Interesse an Buchstaben, dann sprecht die Buchstaben unbedingt immer in Lautsprache aus. Dies hilft später beim Lesen lernen. Vorlesen ist großartig, gemeinsam basteln oder kochen ist super, damit die Feinmotorik gefördert wird. Vorschulblöcke sind auch nicht verkehrt. Zum einen sind da schöne Übungen drin, zum anderen kann sich das Kind darin üben sich für eine gewisse Zeit auf eine Sache zu konzentrieren. Geht viel raus, spielt Ball etc. Dies schult generell die Motorik und ist nie verkehrt.“

Wenn ich als Elternteil denke, dass mein Kind sich schlecht konzentrieren kann, oder Probleme mit Zahlen hat, an wen wende ich mich da?

S: „Das ist eine sehr allgemeine Frage auf die ich nur schwer antworten kann. Sprecht mit den Pädagogen im Kindergarten und fragt sie nach ihrer Einschätzung. Im Anschluss wäre ein Besuch beim Kinderarzt hilfreich, der dann ggf. weitere Unterstützungsmöglichkeiten vorgeschlägt.“

Prima, das sind hilfreiche Antworten und ich hoffe, sie nehmen den Eltern ein wenig die Sorgen. Vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast und viel Erfolg für deine Prüfung!