Lesen lernen braucht Zeit. Im ersten Halbjahr der 1. Klasse müssen die Kinder so viel Neues lernen und verarbeiten. Neben den eigentlichen Unterrichtsinhalten sind die Kinder erstmal damit beschäftigt, sich untereinander kennenzulernen, sie müssen lernen sich selbst zu organisieren und 45 min am Stück aufmerksam zu sein. Im Unterricht kann der Wissensstand der Kinder sehr unterschiedlich sein. Vielleicht gibt es Kinder, die schon längst lesen können. Entspannt euch, auch eure Kinder werden Lesen lernen, früher oder später schafft es jeder! Da hat jedes Kind sein eigenes Tempo. Das selbständige Lesen eines Buches beginnt sowieso meistens erst gegen Ende des ersten Schuljahres. Aber natürlich könnt ihr die Entwicklung und das Interesse am Lesen fördern, ganz ohne Stress und Druck 😉 Ich bin keine Lehrerin, aber ich habe zwei Jungs, die vor der Schule noch nicht lesen konnten und inzwischen beide begeisterte Leser sind. Insofern habe ich zumindest Erfahrung mit dem Thema und möchte euch meine Tipps gerne weitergeben.
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Wie wecke ich bei meinem Kind das Interesse am Lesen?
Diese Frage beschäftigt sicher alle Eltern von Schulanfängern. Dabei beginnt das Lesen lernen bzw. die Leseförderung ja nicht erst in der 1. Klasse. Wer als Kleinkind schon viel vorgelesen bekommen hat, seine Eltern regelmäßig lesen sieht, wo Bücher einfach zum Alltag der Familie dazugehören, für den ist der Zugang zum Lesen sicher leichter, da mit Büchern bereits positive Erfahrungen gesammelt wurden.
Ich würde sowieso sagen, vor dem Interesse am Lesen muss das Interesse an Büchern geweckt werden! Das sind bei Kleinkindern Bilderbücher und bei Schulkind können es Wissensbücher mit vielen Bildern sein. Ich habe z.B. immer schon Bücher passend zur Jahreszeit oder aktuellen Themen /Interessen auf dem Wohnzimmertisch liegen. Da schaut man viel schneller mal rein, als wenn man erst zum Bücherregal gehen muss. Ich nenne es „Coffee Table Books für Kinder! 🙂 Wer also sein Kind für das selbständige Lesen begeistern möchte, der sollte genau das einfach fortführen bzw. spätestens jetzt damit beginnen, gemeinsames Schmökern in Büchern und…
Vorlesen!
Gemeinsam in Büchern schmökern, positive Momente mit Büchern sammeln.
Wenn euer Kind lesen lernt, heißt das noch lange nicht, dass es gleich selbständig Bücher liest. Mein Sohn hat z.B. in den Herbstferien der zweiten Klasse erstmals wirklich selbständig mit dem Lesen angefangen. Welches Buch das bei ihm geschafft hat, erzähle ich euch gleich 😉 Bis dahin kann, bzw. sollte man auch einem Schulkind auf jeden Fall noch vorlesen und so das Interesse an Büchern fördern. Ich habe das sogar noch bis zur 4. Klasse immer wieder regelmäßig gemacht. Es ist einfach die vielgerühmte „quality time“, z.B. nach der Schule bei einem Kakao auf dem Sofa gemeinsam zu lesen, abwechselnd, oder einfach mal nur beim Zuhören entspannen. Und nicht ganz unwichtig für die Vorbildfunktion 😉 auch die Väter sollten vorlesen!
Lesen lernen spielerisch in den Alltag integrieren
Versucht gar nicht zu sagen „wir müssen noch Lesen üben“ , sondern baut es so in den Alltag ein, dass es gar nicht als Üben und damit als lästige Pflicht empfunden wird. Da gibt es viele Möglichkeiten:
- morgens beim Frühstück Wörter auf Getränkeflaschen, Marmeladengläsern etc.
- beim Spazierengehen Straßenschilder, Namensschilder, Werbung
- Überschriften in Zeitschriften/Zeitungen/Werbung
- beim Einkaufen
Welche Bücher eignen sich zum Lesen lernen?
Lesen ist ein ein komplexer Vorgang. Die Buchstaben müssen erkannt werden, ausgesprochen und miteinander zu Silben verbunden werden und schließlich aus den Silben das Wort gebildet werden. Und dann muss man auch noch verstehen, was man da eigentlich liest :-)… Ganz schön viel auf einmal.
Bücher mit Silben
Am Wichtigsten ist sicherlich erstmal die Silbenbildung. Hier gibt es tolle Bücher, die die Silben in unterschiedlichen Farben abbilden, so weiß das Kind gleich, welche Buchstaben es zu einer Silbe verbinden muss. Wir fanden das sehr hilfreich am Anfang.
Erstlese-Bücher
Also welche Bücher eignen sich nun am besten für das erste selbständige Lesen? Es gibt inzwischen eine Riesen-Auswahl an sog. Erstlese-Büchern. Allerdings sollte man selbst mal reinlesen!
Viele Leseanfänger-Bücher sind ursprünglich Bücher für größere Kinder, nur gekürzt und umgeschrieben für Erstleser. Bedenkt, dass die Ausdauer bei eurem Kind anfangs oft nicht für mehr reicht als für eine Seite. Berühren das Kind diese Sätze schon? Machen die Sätze schon Lust weiter zu lesen? Oft ist das leider gar nicht der Fall. Ich weiß gar nicht wie viele sog. Erstlese-Bücher ich von Freunden „geerbt“ habe und sie sind alle ungelesen geblieben.
Inzwischen gibt es aber wirklich sehr schön aufbereitete Erstlese-Lektüre, diese Beispiele gefielen mir besonders gut:
Bücher mit vielen ansprechenden Bildern!
Je mehr Text auf einer Seite das Kind sieht, desto größer ist die Hürde, „wie so viel??“ „bis wohin muss ich denn lesen?“ Deswegen sind Bilder am Anfang so wichtig! Das Kind wird nicht gleich von zu viel Text erschlagen und sie helfen dem Kind eine Geschichte mit wenig Text zu vermitteln.
Ganz wichtig finde ich, sich daneben zu setzen. So merkt man gleich, wo es hapert, kann weiterhelfen, am besten sogar einfach ein paar Sätze im Wechsel vorlesen, damit das Kind das Buch nicht gleich frustriert und erschöpft wieder zur Seite legt.
Später, wenn das Interesse an umfangreicheren Büchern steigt, hilft das Vorlesen z. B. den Einstieg zu finden. Ich habe meinem Sohn in der 4. Klasse auf seinen Wunsch hin die ersten Seiten vom ersten Harry Potter Band vorgelesen, damit er erstmal in die Geschichte „reinkommt“. Er hatte selbständig begonnen, war dann aber zunächst überfordert mit den vielen verschiedenen Personen und ungewöhnlichen Namen. Als er das nach dem Vorlesen des ersten Kapitels alles einordnen konnte, war er im Bann und hat das Buch innerhalb von einer Woche ganz alleine durchgelesen!
Uns Erwachsenen geht es doch ganz genauso. Wir lesen ein Buch, weil es uns berührt. Ich lese kein Buch zu Ende, nur um es gelesen zu haben, es muss Spaß machen, spannend sein, mich neugiereig machen oder einfach „berühren“. Das funktioniert nicht gleich auf der ersten Seite, deswegen ist es bei Kindern wichtig, dass das Bisschen, was sie als Leseanfänger lesen, sie schon packt oder zum Lachen bringt. Ach und übrigens:
Comics sind auch Literatur!
Auch Comics sind Bücher 😉 und eignen sich ganz hervorragend zum Lesenlernen! Die klassischen Comics haben allerdings meist eine für Leseanfänger viel zu kleine Schrift.
Es gibt aber inzwischen ganz tolle Alternativen! Damit beantworte nun endlich die Frage nach dem ersten Buch, das mein Sohn komplett selbständig gelesen hat: den Kinder Comic „Kiste“ von Patrick Wirbeleit
„Kiste“ gehört zu den neuen Kinder Comics, die so wundervoll sind , dass ich sie euch in einem extra Beitrag vorstellen möchte
Kinder-Comic-Bücher
Meine Top 10 „Lesen-lernen-Tipps“ :
- ganz viel Vorlesen
- schöne, positive Lesemomente schaffen
- abwechselnd lesen
- Lesen spielerisch in den Alltag integrieren
- Coffee Table Books für Kinder rauslegen und immer mal wechseln
- Lustige Lektüre mit vielen Bildern wählen
- regelmäßige Besuche in der Bibliothek und das Kind selbst Bücher aussuchen lassen!
- zum Nachschlagen / Recherchieren mal wieder gemeinsam Bücher anstelle des Handys nutzen
- Witze lesen
- gemütliche Schmöcker-Ecke einrichten, z.B. Hängematte oder Sitzsack
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesen Tipps ein bisschen weiterhelfen. Das meiste weiß man ja eigentlich schon. Nur im Alltagsstress vergisst man oft sich auf die einfachsten Dinge zu besinnen. Aber genau das ist so wichtig für das Lesen lernen: Ruhe, Entspannung, Geborgenheit. Und vergesst nicht, jedes Kind hat sein eigenes Tempo.
Und vielleicht leuchtet es dann auch bei euch im Kinderzimmer irgendwann geheimnisvoll unter der Bettdecke 😉
Hier gibt es noch mehr Informationen zum Lesen lernen:
https://www.lesefoerderung.de/
Wie ist es bei euch? Nimmt sich euer Kind auch mal von alleine ein Buch, um darin zu blättern? Kennt ihr die Silbenmethode schon? Schreibt doch mal unten in das Kommentarfeld, ich würde mich freuen!
Eure Angelika
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